Hausmittel
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Hausmittel

    

   

  

Aus dem Buch Werdenberg von Paul Hugger

           

Es kamen aber auch die Tage der Krankheit. Da lief man nicht gleich zum Arzt, sondern half sich mit Hausmitteln. «Drüü han i emool kaa, die hänn Difteritis kaa. Bim dritte han i dr Toggter gholt. Dr erscht häts scho vorbei kaa.» Sie habe ihm eben heisse Salzwickel gemacht. Bei Mumps wurde ungewaschene Schafwolle umgebunden und bei Masern 'Grüschebeeder' (aus Weizengrüsche) empfohlen. Hausmittel Nummer eins in der Gegend, hochgerühmt und begehrt, ist aber das 'Chörbliwasser'. Früher war es nur in Buchs und den dazu gehörenden Weilern bekannt; heute hat es aber einen Siegeszug durch die Gegend angetreten, und aus den Brennereien werden Flaschen voll 'Chörbliwasser' weit herum versandt. Es ist hier auch in den Apotheken und Drogerien erhältlich. Die Brennerei in Räfis zum Beispiel steht im Raum einer ehemaligen Schmiede (siehe Foto). Das 'Chörblichrut' , das allenthalben in den Gärten gepflanzt wird und hochkrautig blüht, wird von den Kunden auf Leiterwagen zur Brennerei gebracht. Da liegt es gebündelt am Boden. Die Brennerin zerkleinert und zerreisst es und stopft es in den Brennkessel. Er liefert pro Mal zehn Liter Heilwasser. Über das eingefüllte Kraut wird ein Kübel Wasser gegossen, der Kessel darauf verschlossen und das Feuer entfacht. Aus dem gewölbten Deckel entweicht der Dampf durch zwei parallele Röhren. Diese führen schräg abwärts durch ein Fass voll kalten Wassers. Darin kühlt sich der Dampf ab, und aus den Rohrenden tropft das fertige Heilwasser in einen Kessel hinein und wird anschliessend in Korbflaschen abgefüllt. Das Kraut kann den Sommer über zweimal geschnitten werden. Dieses `Chörbliwasser' mit seinem starken Anisgeschmack wird als Heilmittel gegen vielerlei Gebresten gerühmt. Es soll vor allem den Blutdruck senken. Dann sei es aber auch wirksam bei innerlichem Brand. «Für üsserlig sogäär oo, aber do häts, ja mr wänn sääge, no vor zwänzg Joore, do hämm mr no Töggter im Spitool kaa, die hänn no glachet ob däm. Jo die Wärdebärger, häts dänn ghaisse, jo die heegen en Gloobe. Aber i has sälber erfaare, drum han i sälber o dr Gloobe draa.» Heute dürfe man im Krankenhaus Grabs Frischoperierten und Wöchnerinnen 'Chörbliwasser' als durststillendes Getränk bringen.

'Chörblichrut' - Brennerei in Räfis

  

 

    

Dieses 'Chörblichrut' wächst in der Burgerau

Echtes Burgerauer 'Chörbliwasser' kann bei Martin Inauen bezogen werden.

Telefon  081 756 22 44

 

  

  

Copyright © Oktober 2004 Roger Bächer  Alle Rechte vorbehalten.  Stand: 01.12.2004

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